MOUNTAIN VIEW (dpa-AFX) - Google <GOOG.NA<GGQ1.ETR>1.ETR> hat
erstmals Einzelheiten seines geplanten Computer-Betriebssystems Chrome
OS
vorgestellt. Chrome OS soll sich fundamental von herkömmlichen
Betriebssystemen unterscheiden und das Web in den Mittelpunkt stellen.
Der
Suchmaschinenspezialist veröffentlichte am Donnerstagabend den
Quellcode der Software und rief die Entwickler-Gemeinde zur Mitarbeit
auf.
Das neue Projekt ist ein direkter Angriff auf Microsoft und dessen
Kerngeschäft mit den Windows-Betriebssystemen.

    Chrome OS sei als "schnelles Leichtgewicht" angelegt, erklärte
Google. Anders als bei herkömmlichen Betriebssystemen sollen
Anwendungen
und Programme aus dem Web laufen. Damit entfalle das Installieren von
Software auf dem PC, erklärte Google-Manager Sundar Pichai. Chrome OS
benötige lediglich sieben Sekunden, um startklar zu sein.

    "Je mehr Menschen das Internet nutzen, umso besser ist das für
unser Geschäft", sagte Google-Mitgründer Sergey Brin der
Finanznachrichtenagentur Bloomberg. "Ich glaube, es gibt einen echten
Bedarf für ein einfach zu nutzendes System, das weniger Management für
die Geräte erfordert." Tatsächlich marktreif soll Chrome OS erst in
einem Jahr sein.

    Der Kern von Chrome OS basiert auf dem offenen Betriebssystem Linux,
während die Benutzeroberfläche dem Google-Browser Chrome stark
ähnelt. Dateien wie Textdokumente oder Videos speichert das System
nicht auf der lokalen Festplatte, sondern verschlüsselt auf Servern im
Internet. Dadurch soll Chrome OS auch einen Vorteil in Sachen Sicherheit
haben. Einzelne Anwendungen würden nicht mehr vom Betriebssystem
auf dem PC überprüft, sondern durchliefen jeweils ein eigenes
Überprüfungsverfahren, hieß es. Dadurch hätten es Computer-
Schädlinge
deutlich schwerer, den PC zu infizieren.

    Das neue Betriebssystem soll zunächst auf den derzeit populären
Mini-Notebooks laufen, langfristig aber auf allen Geräten. Unter den
Herstellern solcher Billig-Notebooks könnte das Interesse an der
kostenlosen Software wegen des großen Preisdrucks groß sein. Lange
hatten
die Hersteller auf Microsofts Oldtimer Windows XP zurückgegriffen, da
Vista auf den kleinen Rechnern nicht lief. Inzwischen hat der
weltgrößte Softwarehersteller mit seinem neuen und deutlich
schlankeren Windows 7 allerdings nachgelegt.

    Beim Vertrieb will Google mit Hardware-Herstellern und dem Handel
zusammenarbeiten. Man sei in Verhandlungen mit einigen Herstellern
über mögliche Gebühren für ein Marketing mit der Google-Marke, sagte
Brin. Konkrete Partnerschaften kündigte das Unternehmen aus dem
kalifornischen Mountain View bislang noch nicht an. Zuvor hieß es,
Google sei in Gesprächen unter anderem mit Hewlett-Packard, Acer und
Lenovo, um erste Netbooks in der zweiten Jahreshälfte 2010 auf den
Markt zu bringen.

    Google hatte das Betriebssystem erstmals im Juli dieses Jahres
angekündigt. Experten bewerten die neue Entwicklung als Angriff auf den
Erzrivalen Microsoft, dessen Windows-Software auf mehr als 95 Prozent
aller PCs läuft und die Haupteinnahmequelle des Herstellers ist.
Chrome OS werde eines Tages auf Millionen von Rechnern laufen, hatte
Google-Chef Eric Schmidt vorhergesagt./rg/chk/DP/tw